Angesichts des durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen erneuten Lockdowns stellt sich wieder einmal die Frage: Was macht man während des Lockdowns? Die Antwort darauf ist, was einer der Älteren letztens sagte, und zwar: „Nicht Lockdown, sondern ,Look down‘. Schau nach unten!“ Man fragt sich, wie? Was soll das heißen, nach unten schauen?
Nach unten schauen bedeutet hier, sich auf das jenseitige Leben vorzubereiten, d. h. schau auf die Erde, die uns schon bald aufnehmen wird, sobald unser Platz darin ausgehoben ist. Erinnere dich an das Grab, dass schon bald die nächste Station auf unserer Reise sein wird. Als der Prophet Muhammad Sallallahu ‘alaihi wa sallam einmal von einem Mann der Ansaar befragt wurde, wer der Weiseste und Entschlossenste unter den Menschen sei, antwortete er:
أَكْثَرُهُمْ ذِكْرًا لِلْمَوْتِ , وَأَشَدُّهُمُ اسْتِعْدَادًا لِلْمَوْتِ قَبْلَ نُزُولِ الْمَوْتِ , أُولَٰئِكَ هُمُ الْأَكْيَاسُ ذَهَبُوا بِشَرَفِ الدُّنْيَا وَكَرَامَةِ الْآخِرَةِ
„Derjenige unter ihnen, der sich am häufigsten an den Tod erinnert und sich am eifrigsten auf den Tod vorbereitet, bevor dieser ihn einholt. Dies sind die Weisesten, welche die Ehre des Diesseits und die Würde des Jenseits erworben haben.“
(Tabrani)
Es bedarf keiner langen Erklärung – der Mensch ist nicht für ewig auf die Welt gekommen. Er muss sie am Ende verlassen. Und er sollte sie so verlassen, wie ein Reisender, der sich bestens auf eine lange Reise vorbereitet hat. So wie dieser Reisende alle nötigen Dinge einpackt, um keine Schwierigkeiten zu bekommen, so auch sollte jeder Einzelne von uns alle nötigen Dinge, die ihm im Jenseits nützen werden, zusammentragen.
Wieder ein Lockdown? Ja richtig, wieder ein Lockdown. Für viele ist er eine Last, eine Unannehmlichkeit, eine Geduldsprobe. Doch für einen Mumin ist er eine Gelegenheit, eine Chance, eine Rückkehr. Eine Möglichkeit sich dem Schöpfer zuzuwenden, von dem wir uns die meiste Zeit abwenden. Eine Möglichkeit, dass Versäumte wiedergutzumachen.
So mancher wird fragen: Warum schon wieder ein Lockdown? Was soll ich denn in dieser Zeit mit mir anfangen? In der Sunnah finden wir den I’tikaaf im Ramadhan, der dazu gedacht ist, sich wenigstens einmal im Jahr voll und ganz mit dem Herrn der Welten zu beschäftigen und sich von der Welt abzuwenden. Doch auch diese Gelegenheit wird kaum noch genutzt. Einer der Gelehrten erzählte seine Geschichte:
„Einmal verbrachte ich den Ramadhan mit meinem Lehrer und weiteren Gelehrten und Schülern. Alle verbrachten den größten Teil ihrer Zeit in Anbetung und im Gedenken an Allah, verrichteten das Gebet und rezitierten den Quran. Sie blieben des nachts die meiste Zeit wach und schliefen im Allgemeinen sehr wenig. Ich aber sagte dazu: ,Soviel Anstrengung ist nichts für mich.‘ So schlief ich den meisten Teil der Nacht, während sie mit ihrer Anbetung fortfuhren. Als einige Tage vergangen waren, wurde ich auf einmal krank und lag mit Fieber im Bett. Mein Lehrer kam, um nach mir zu schauen. Mein Leiden betrachtend sagte er schmunzelnd: ,Wer die Anstrengung nicht freiwillig unternimmt, muss sie unfreiwillig auf sich nehmen‘.“
Auf ähnliche Weise verhält es sich mit der Menschheit, denn Pandemien treten nicht einfach so auf…!
Was hat es damit auf sich?
Täglich rezitieren oder hören wir immer wieder die Verkündigung der Größe und Kraft Allahs. Beim Adhaan oder dem Gebet und zu anderen Zeiten werden die Worte ALLAHU AKBAR immer wiederwiederholt. Im Laufe eines jeden Tages ist dies eine ständige Erinnerung daran, dass ALLAH TA’ALA DER GRÖSSTE IST. Er allein kontrolliert alles und hat die volle Kontrolle über jedes winzige Teilchen. Gegenwärtig manifestiert sich Allahs Qudrah (absolute Macht und Kontrolle) durch ein mikroskopisch kleines Virus, das den größten Teil der Welt fast zum Erliegen gebracht hat. Subhaanallah! Rein ist Er, dem das gesamte Universum gehört. Er allein ist der Schöpfer jedes Lebewesens und jedes leblosen Objekts. Er lässt die Sonne aufgehen und den Mond scheinen. Gepriesen sei Allah Ta’ala, der Leben und Tod gibt und der alle am Tag des Gerichts auferstehen lässt.
Viren und Seuchen
Allah Ta’ala hat alles in diesem Universum erschaffen und dazu gehören auch Viren und Seuchen. Seuchen sind eine Ermahnung/Strafe von Allah Ta’ala für diejenigen, die Ihn ablehnen, und eine Barmherzigkeit für die wahren Gläubigen.
Da viele Länder der Welt in den „Lockdown“ gehen, ist es an der Zeit nachzudenken: Was hat uns eigentlich „weggesperrt“? (Anm.: lock down heißt auch wegsperren) Hat uns der Virus weggesperrt? NEIN! In Wirklichkeit haben uns unsere Sünden weggesperrt und dieses Unglück auf uns herabgebracht. Sünden? Welche Sünden? Oft sagt man: „Ich bin nicht perfekt, aber ich bin kein schlechter Mensch!“ Welche Sünden haben uns dann weggesperrt? Lass uns tief in unserem Inneren reflektieren und in den Spiegel des Qurans und der Sunnah schauen und sehen, in welchem Zustand wir uns wirklich befinden. Die meisten von uns werden darin sehen, wie die von uns unbekümmert missachteten Befehle von Allah Ta’ala zu uns zurückstarren.
Die fünf täglichen Gebete, die für jeden erwachsenen Muslim und jede erwachsene Muslimah obligatorisch sind, werden schätzungsweise von weniger als fünf Prozent der Ummah verrichtet (viele verrichten nur vier Gebete oder weniger und viele verrichten diese überhaupt nicht), wo doch in einem Hadieth jemand, der ein einziges Salaah absichtlich verpasst, mit einem Mann verglichen wurde, welcher sein Vermögen und seine Familien verloren hat. Das Salaah mit der Jamaa’ah (Gemeinde), das für Männer waajib ist, wird im Allgemeinen auf die leichte Schulter genommen oder aber völlig vernachlässigt. Man braucht nur die Anzahl der Betenden in der Masjid zu zählen, die zum Fajr-Gebet erscheinen, um sich ein Bild von dieser groben Vernachlässigung zu machen!
Was ist mit Sünden wie Ghiebah (üble Nachrede), Lügen, Zina, Glücksspiel, Zinsen zu nehmen oder zu geben, Alkohol zu trinken und Drogenkonsum, der Abbruch familiärer Beziehungen, Böswilligkeit und Eifersucht, Stolz und Arroganz, grobe Verschwendung – insbesondere bei Hochzeiten und anderen Veranstaltungen (wo Tausende von Euros für Deko usw. verschwendet werden) und verschiedene andere schlechte Taten, in die wir verwickelt sind? Das Herumtrampeln auf den Rechten anderer Menschen wird oft als Spaß oder sogar als eine tolle Leistung angesehen! Die Liste unserer Laster ist nahezu endlos. Ja gewiss, Sünden zerstören die Barakah und ziehen Not und Unglück nach sich. So kam es, dass unsere SÜNDEN uns weggesperrt haben.
Allah Ta’ala sagt im Quran:
وَمَآ أَصَـٰبَكُم مِّن مُّصِيبَةٍ فَبِمَا كَسَبَتْ أَيْدِيكُمْ وَيَعْفُواْ عَن كَثِيرٍ
„Und was immer euch an Unglück trifft, es ist für das, was eure Hände erworben haben. Und Er verzeiht vieles.“
(Quran: Sure 42, Ayat 30)
Die gleiche Botschaft wird auch in mehreren anderen Versen des Qurans übermittelt. Während das physische Sehen unserer Augen und der intellektuelle Verstand das Virus als einzigen Grund betrachten, der uns weggesperrt hat, können das spirituelle Herz und die göttlich inspirierte Einsicht erkennen, dass es in Wirklichkeit unsere Sünden waren, die uns weggesperrt haben.
Zwei Arten von unmoralischem Verhalten, die uns ernsthaft zu denken geben sollten
Unter allen begangenen Sünden fallen zwei Arten von schlechten Taten besonders ins Gewicht – Thulm (Unterdrückung, Ungerechtigkeit oder Unrecht tun) und Fahschaa (Unmoral und Schamlosigkeit). Schaut man einmal genauer hin wird man feststellen, dass die Welt voller Thulm ist. Die Tyrannei und Ungerechtigkeit vieler Herrscher und Regierungen sind jedem bekannt, jedoch ist Thulm nicht nur auf staatliche Tyrannei beschränkt. Wie zahlreich findet man unterdrückte Eltern vor und die Schuldigen sind ihre eigenen Kinder. Und wie oft ist das Gegenteil der Fall, wo die Eltern sich schuldig machen, weil sie ihre eigenen Kinder unterdrücken. Vorfälle von Ehepartnern, die sich gegenseitig ungerecht behandeln oder unterdrücken, kennen wir aus herzzerreißenden (leider wahren) Geschichten. Wenn die Tränen der zahlreichen unterdrückten Frauen (und auch die Tränen vieler unterdrückter Ehemänner) in Tinte verwandelt werden würden, könnte man mit dieser Tinte riesige Bände über die grobe Misshandlung und Unterdrückung derer schreiben, von denen man erwarten konnte, dass sie sich gegenseitig mit Liebe und Zuneigung behandeln!
Unter den vielen, die unterdrückt und ungerecht behandelt werden, fallen auch Arbeiter, die nicht voll bezahlt werden oder deren Arbeit mit einem Hungerlohn vergütet wird. Des weiteren Erben, die ihres rechtmäßigen Erbes beraubt wurden oder aber Opfer von Betrug und Korruption. Außerdem diejenigen, die beschimpft, gemobbt oder verspottet werden oder Menschen, auf die herabgeschaut wird, und das nur aufgrund ihrer Hautfarbe, Nationalität oder Sprache usw. Vom Thulm zwischen Verwandten, was zur Trennung von Familienbeziehungen führt, einmal abgesehen. In Bezug auf Thulm sagt Allah Ta’ala:
وَلَقَدْ أَهْلَكْنَا ٱلْقُرُونَ مِن قَبْلِكُمْ لَمَّا ظَلَمُوْا
„Und wir haben bereits die Generationen vor euch zerstört, als sie Unrecht taten…“
(Quran: Sure 10, Ayat 13)
Auch in Sure Kahf sagt Allah Ta’ala:
وَتِلْكَ ٱلْقُرَىٰٓ أَهْلَكْنَـٰهُمْ لَمَّا ظَلَمُوْا
„Und diese Städte haben wir zerstört, als sie Unrecht taten…“
(Quran: Sure 18, Ayat 59)
Untersuchen wir unsere Herzen und Handlungen einmal genauer, so werden wir uns vieler Aspekte bewusstwerden, wo wir uns des Unrechts wegen schuldig gemacht haben. Um uns vor dem Zorn Allah Ta’alas zu retten, müssen wir mit Thulm aufhören, aufrichtig bereuen und das wieder gut machen, was auch immer in der Vergangenheit passiert ist.
Die zweite äußerst ernsthafte Sündhaftigkeit ist der Tsunami der Unmoral und Schamlosigkeit. Rasulullah Sallallahu ‘alaihi wa sallam sagte:
لَمْ تَظْهَرِ الْفَاحِشَةُ فِي قَوْمٍ قَطُّ حَتَّى يُعْلِنُوا بِهَا إِلاَّ فَشَا فِيهِمُ الطَّاعُونُ وَالأَوْجَاعُ الَّتِي لَمْ تَكُنْ مَضَتْ فِي أَسْلاَفِهِمُ الَّذِينَ مَضَوْا
„Wenn sich Schamlosigkeit in einer Gemeinschaft weit verbreitet und die Leute sich ihr hingeben, werden sich Seuchen und solche Krankheiten unter ihnen ausbreiten, von denen ihre Vorfahren noch nie gehört hatten.“
(Ibn Maajah)
Rasulullah Sallallahu ‘alaihi wa sallam wurde einmal gefragt: „Werden wir zerstört, solange noch fromme Menschen unter uns sind?“ Er Sallallahu ‘alaihi wa sallam antwortete:
نَعَمْ إِذَا ظَهَرَ الْخَبَثُ
„Ja, wenn die Sünden (in der Öffentlichkeit) dominieren.“
(Tirmidhi)
Wenn sich ein Übel verbreitet und sich die Gesellschaft diesem allgemein hingibt, nimmt das Empfinden für die Schwere dieser Sünde im Herzen ab und es wird allmählich als „normal und in Ordnung“ angesehen. Dieser Zustand entwickelt sich daraufhin weiter, bis die Leute über das Ablehnen von Sünden erstaunen und wenn man dies anspricht, sagen sie: „Was ist denn daran falsch?“ Leider ist dies bei vielen unmoralischen Handlungen zur Tagesordnung geworden.
Was sollten wir nun also tun? Wie sollen wir uns verhalten bzw. wie sollen wir handeln?
Der Lockdown ist eine Zeit zum Nachdenken und zur aufrichtigen Umkehr. Allah Subhanahu Ta’ala, Der mit ewiger Weisheit handelt, gibt uns dadurch wichtige Zeichen: Die Sünden und schlechten Taten haben das Maß überschritten! Der Umgang mit der Umwelt und den Mitmenschen ist in vielen Teilen der Welt bis zur Unmenschlichkeit herabgesunken. Unter diesem Gesichtspunkt ist eine Pandemie eine Barmherzigkeit, um uns vor noch schlimmeren Zuständen zu schützen. Wer aber trotz der Ermahnung immer noch nicht zu Allah zurückkehrt, für denen gibt es doppelte Strafe. Eine schon im Diesseits und die Weitere, die eine gewaltige Strafe sein wird, im Jenseits. Allah Ta’ala sagt im Quran:
وَلَنُذِيقَنَّهُم مِّنَ ٱلْعَذَابِ ٱلْأَدْنَىٰ دُونَ ٱلْعَذَابِ ٱلْأَكْبَرِ لَعَلَّهُمْ يَرْجِعُونَ
„Und wir werden sie ganz gewiss etwas von der diesseitigen Strafe vor der größeren Strafe kosten lassen, auf dass sie umkehren mögen.“
(Quran: Sure 32, Ayat 21)
In der Tat sind dies sehr schwierige Zeiten und in diesen darf man nicht locker und sorglos bleiben. In solchen Situationen eine sorglose und achtlose Haltung zu haben, ist in der Tat gefährlich, da man Allah Ta’ala damit gleichgültig gegenübersteht. Auch wenn es wichtig ist, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen innerhalb der Grenzen von Allahs Geboten zu treffen, wird jedoch nur dadurch allein der Virus nicht beseitigt werden. Es gibt viel, viel mehr zu tun. Im Folgenden sind einige Aspekte aufgeführt, die unternommen werden sollten, um die Wurzel des Problems zu behandeln.
Tränen vergießen vor Allah Ta’ala
Lass uns bereuen und nochmals bereuen, und vor allem aufrichtig bereuen. Von allen Sünden muss Abstand genommen werden. Wir sollten wiederholt tiefe, von Herzen kommende Taubah machen und Allah Ta’ala um Verzeigung bitten und dabei Tränen der Reue und des Bedauerns vergießen. Allah Ta’ala sagt im Quran:
إِنَّ ٱللَّهَ يُحِبُّ ٱلتَّوَّابِينَ
„In der Tat liebt Allah diejenigen, die ständig Buße tun…“
(Quran: Sure 2, Ayat 222)
Rasululah Sallallahu ‘alaihi wa sallam hat gesagt:
لَايَلِجُ النَّارَ رَجُلٌ بَكَىٰ مِنْ خَشْيَةِ اللَّهِ
„Derjenige, der aus Furcht vor Allah Ta’ala weint, wird nicht ins Höllenfeuer gehen.”
(Tirmidhi)
Wenn wir alle aufrichtig umkehren, werden die Rahmah und der Segen von Allah Ta’ala auf alle herabkommen und die Schwierigkeiten fortgenommen. In scha Allah.
Über Allah Ta’ala sprechen
Viel ernster als die Sorge um unser Leben und unsere Gesundheit ist die Sorge um den eigenen Iman. In schwierigen Zeiten besteht für eine Person mit einem schwachen Iman die große Gefahr, dass diese sich aufgrund schlechter Taten und Handlungen noch weiter von Allah Ta’ala entfernt. Daher benötigen wir die Stärkung unseres Imans in Zeiten von Herausforderung und Not viel mehr als zu anderen Zeiten. Dies erfordert, dass wir viel über Allah Ta’ala sprechen. Wir sollten über seine Größe, Kraft und Macht mit unseren Familien, Nachbarn, Freunden und allen anderen immer und immer wieder sprechen.
Dafür sollten wir uns die Geschichten der Propheten ‘alaihimus Salaam gegenseitig erzählen, z. B. wie Allah Ta‘ala das Feuer für den Propheten Ibrahim ‘alaihis Salaam zu einem Garten gemacht hat oder wie Er den Propheten Yunus ‘alaihis Salaam aus dem Bauch des Fisches unversehrt wieder hervorgebracht hat. Allah Ta‘ala kontrolliert die Himmel und die Erde. Er hat die volle Kontrolle über jedes Virus sowie jedes Atom im Universum. Wir müssen uns daher an Ihn wenden. Wir sollten so lange über Allah Ta’ala sprechen, bis Seine Größe tief in unseren Herzen verinnerlicht wird. Des Weiteren sollten wir auch mit anderen über z. B. den liebevollen Rat von Rasulullah Sallallahu ‘alaihi wa sallam an Sayyiduna ‘Abdullah bin ‘Abbaas Radhiyallahu ‘anhuma sprechen, indem er sagte:
يَا غُلاَمُ إِنِّي أُعَلِّمُكَ كَلِمَاتٍ احْفَظِ اللَّهَ يَحْفَظْكَ احْفَظِ اللَّهَ تَجِدْهُ تُجَاهَكَ إِذَا سَأَلْتَ فَاسْأَلِ اللَّهَ وَإِذَا اسْتَعَنْتَ فَاسْتَعِنْ بِاللَّهِ وَاعْلَمْ أَنَّ الأُمَّةَ لَوِ اجْتَمَعَتْ عَلَى أَنْ يَنْفَعُوكَ بِشَيْءٍ لَمْ يَنْفَعُوكَ إِلاَّ بِشَيْءٍ قَدْ كَتَبَهُ اللَّهُ لَكَ وَلَوِ اجْتَمَعُوا عَلَى أَنْ يَضُرُّوكَ بِشَيْءٍ لَمْ يَضُرُّوكَ إِلاَّ بِشَيْءٍ قَدْ كَتَبَهُ اللَّهُ عَلَيْكَ رُفِعَتِ الأَقْلاَمُ وَجَفَّتِ الصُّحُفُ
„O mein Junge! Ich lehre dich einige Worte. Bewahre (die Gebote von) Allah Ta’ala (indem du Seine Anweisungen erfüllst und von Sünde Abstand nimmst), so wird Er dich beschützen. Bewahre (die Befehle von) Allah Ta’ala, dann wirst du Ihn bei dir finden (indem Er dir in deiner Not helfen und dir Lösungen für jedes Problem geben wird). Wenn du irgendjemanden bittest, dann bitte Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und wisse, dass, wenn die gesamte Gemeinde beschließt, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und dass sie, wenn sie beschließt, dir in einer Sache zu schaden, dir nur in etwas schadet, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibfedern sind abgesetzt und die Tinte ist getrocknet.“
(Tirmidhi)
Sich vor Allah Ta’ala verneigen und niederwerfen
Wann immer die geringste Besorgnis über irgendetwas bestand, eilte Rasulullah Sallallahu ‘alaihi wa sallam sofort zum Salaah. In schwierigen Zeiten sollte man sich somit viel dem Salaah zuwenden. Es steht außer Frage, die fünf täglichen Gebete dürfen zu keinem Zeitpunkt verpasst werden. Außerdem sollte man in schwierigen Zeiten versuchen, so viele freiwillige Gebete wie möglich zu verrichten, wie z. B.: Tahajjud, Ishraaq, Duha, Auwaabien usw. Auch sollte man regelmäßig das Salaatul Haajah (Gebet für Bedürfnisse und Not) beten und ernsthaft Du’a machen.
Zu Allah Ta’ala einladen
Einer der Hauptgründe für Katastrophen ist die Aufgabe der Pflicht von Amr bil ma’ruf und Nahi ’anil Munkar (das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten). Rasulullah Sallallahu alaihi wa sallam hat gesagt:
والَّذِي نَفْسِي بِيَدِهِ لَتَأْمُرُنَّ بالْمعرُوفِ ، ولَتَنْهَوُنَّ عَنِ المُنْكَرِ ، أَوْ لَيُوشِكَنَّ اللَّه أَنْ يَبْعثَ عَلَيْكمْ عِقَاباً مِنْهُ ، ثُمَّ تَدْعُونَهُ فَلاَ يُسْتَجابُ لَكُمْ
„Bei Dem, in dessen Händen mein Leben ist, entweder ihr gebietet das Gute und verbietet das Üble, oder Allah wird gewiss Strafe über euch senden; und dann werdet ihr beten, aber eure Bitten werden nicht erhört werden.”
(Tirmidhi)
Setzen wir uns einmal hin und denken wir einmal nach – was fehlt in unserem eigenen Haushalt? Welche Fehler werden begangen? Was kann verbessert werden? Wir sollten unserer Familie guten Rat mit Weisheit geben und diese mit Liebe leiten. Wenn wir beständig das Gute gebieten und das Schlechte verbieten, wird dadurch unser Weg zur Erlösung geebnet.
Für Allah Ta’ala Sadaqah geben
Wir sollten mit größter Aufrichtigkeit für Allah Ta’ala Sadaqah geben. Am besten so viel wie möglich und ohne Angst vor einem Rückgang des Wohlstands. Sadaqah (Wohltätigkeit, Spenden) wehrt Katastrophen ab und erhöht stattdessen den Wohlstand. Dabei sollte jedem gegeben werden, der sich in Not befindet, gleich ob Muslim oder Nicht-Muslim. Die erste Priorität ist jedoch, bedürftigen Verwandten etwas zu geben. Zur Zeit des Lockdowns, in der viele in den kommenden Wochen ihr Gehalt nicht verdienen, ist es ebenfalls lohnender, den eigenen bedürftigen Arbeitnehmern zu geben, bevor man anderen gibt. Sie sind das offensichtliche Mittel, um einem zu helfen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und Gewinne zu erzielen, und verdienen daher in diesen schwierigen Zeiten besondere Berücksichtigung.
Sich an Allah Ta’ala erinnern
Wir sollten uns viel mit Dhikr und Tasbiehaat beschäftigen. Wenn man immer eine Tasbieh-Kette oder einen Tasbieh-Zähler in der Hand hält, so wird man dadurch erinnert, Allahs fortwährend zu gedenken. Auf diese Weise können wir viel Istighfaar machen, Salat alan Nabi senden und die dritte Kalima sowie andere Adhkar rezitieren. Wer sich an Allah Ta’ala erinnert, an den erinnert sich Allah Ta’ala und Er zeigt ihm seine Gunst.
Mit Allah Ta’ala sprechen
Lass uns täglich mit Allah Ta’ala sprechen. Wir können mit Ihm durch das Du’a sprechen, Ihn dadurch bitten, zu Ihm flehen und an Seine Tür klopfen. Wir müssen uns dabei demütig zu Ihm wenden. Allah Ta’ala sagt:
أَمَّن يُجِيبُ ٱلْمُضْطَرَّ إِذَا دَعَاهُ وَيَكْشِفُ ٱلسُّوٓءَ وَيَجْعَلُكُمْ خُلَفَآءَ ٱلْأَرْضِۗ أَءِلَـٰهٌ مَّعَ ٱللَّهِۚ قَلِيلاً مَّا تَذَكَّرُونَ
„Oder wer ist es (außer Allah), der auf den Ruf des Betroffenen reagiert und sein Unglück beseitigt und euch zu Nachfolgern (auf) der Erde macht? Gibt es denn einen (anderen) Gott neben Allah? Wie wenig ihr bedenkt!“
(Quran: Sure 27, Ayat 62)
Sich um Allah Ta’alas willen vertragen
Wenn die familiären Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist es wichtig sich für Allah Ta’alas Wohlgefallen zu vertragen. Das Abbrechen familiärer Beziehungen führt zu einem Entzug der Barakah in Leben und Wohlstand und verhindert, dass die Du’as akzeptiert werden. Und auch die Gemeinschaft, die solchen Menschen nicht rät, solche Handlungen zu unterlassen, wird der Gnade Allah Ta’alas beraubt. Einmal sprach Sayyiduna ‘Abdullah bin Mas’ud Radhiyallahu ‘anhu zu jenen, die in seiner Versammlung saßen: „Ich flehe diejenigen, die ihre familiären Beziehungen abgebrochen haben, im Namen Allah Ta’alas an, die Versammlung zu verlassen. Wir möchten zu unserem Rabb Du’a machen, wohingegen doch die Türen des Himmels für denjenigen verschlossen sind, der den Bund der Verwandtschaft bricht. “ (Al-Mu’jamul Kabier) Rasulullah Sallallahu alaihi wa sallam hatte ebenfalls gewarnt:
لَا يَدْخُلُ الْجَنَّةَ قَاطِعٌ
„Derjenige, der den Bund der Verwandtschaft bricht, wird nicht in Jannah eintreten (d. h., bis er in Jahannam von dieser Sünde gereinigt wurde).“
(Bukhari)
Sich an Allah Ta’ala wenden
Kurz gesagt, wir sollten uns an Allah Ta’ala wenden, und zwar in aller Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit, indem wir alle oben genannten Maßnahmen ergreifen und auch all das, was sonst noch notwendig ist. Wenn wir Seine werden, wird Er unser sein. Er allein hat Macht über alles und Er allein wird alle Katastrophen und Schwierigkeiten beseitigen. Möge Allah Ta’ala die gesamte Ummah vor jeder Not schützen und alle mit dem Besten beider Welten segnen, Amien.